Steve Schapiro und Rhea McCauley

Rosa Parks wollte ihren Sitzplatz nicht für einen Weißen aufgeben, in einem Bus der 1955 in Alabama unterwegs war. Dies war die Initialzündung der Bürgerrrechtsbewegung in den USA. Diese wurde von Steve Schapiro für LIFE fotografiert, der damals Martin Luther King begleitete. Rosa Parks zog später nach Detroit um, ihre Nichte Rhea McCauley rettete Parks späteres Haus vor dem Abriß und brachte es mit dem Künstler Ryan Mendoza nach Berlin. Die Galerie Camera Work zeigt eine Austellung von Schapiros Fotos mit den Arbeiten Mendozas, das Park-Haus steht auf Ryans Grundstück im Wedding. Es passiert selten daß man zwei Ausnahmepersönlichkeiten an einem Tag trifft, hier war es so. Rhea McCauley ist ein wunderbarer Mensch, sie macht sich nur etwas Sorgen um die Lage in den USA. Wenn sie Sirenen hört denkt sie stets zuerst daß einem ihrer Kinder etwas zugestoßen sein könnte, bei einer Begegnung mit der Polizei. Als sie vor dem Haus ihrer Tante eine kurze, bewegende Ansprache hält brüllt ein irritierter Nachbar durch die Nacht des Weddding «Halts Maul!», nichtahnend welcher historischen Ereignisse hier gerade gedacht wird. Ryan Mendoza beleuchtet das entleerte Parks-Haus von innen mit Baustrahlern, aus den verhüllten Fenstern scheint warmes Licht, mit dem ich Rhea und ihn fotografiere. 

Steve Schapiro ist eine Ausnahmeerscheinung unter Fotografen. Ihm sitzt der Schalk im Nacken, sobald man die Kamera auf ihn richtet fängt er an Späße zu machen. Er ist fröhlich und unaufällig, und strahlt eine emorme Wärme aus. Zur Signierstunde bei Taschen nimmt er sich viel Zeit, und erzählt wie Brando beim Dreh von Coppolas «The Godfather» rumalberte, während Robert De Niro, den er auch bei «Taxi Driver» fotografierte, immer in strengem method acting in der Rolle bleibt, auch wenn der Take im Kasten ist. Und somit niemand seine wirkliche Persönlichkeit kennt. Schapiro ist stolz auf sein gerade bei Taschen erschienenes Buch «The Fire Next Time» mit Texten James Baldwins. Er hält es für seine wichtigste Arbeit. Nachdem Shapiro Martin Luther King Jr. mehrfach begegnet war fotografierte er nach dessen Ermordung den Tatort, den schwarz markierten Handabdruck des Killers über einer schmuddeligen Badewanne. Danach das Zimmer des Bürgerrechtlers, den offenen Koffer und die wartenden Styroporbecher. Im selben Moment tauchte ein Bild Kings im laufenden Fernseher auf, und Steve drückte ab. Geschichte, auf Zelluloid. Dafür macht man diesen job. Schapiro ist komplett unprätentiös, stellt sich nicht in den Vordergrund. Er hat Buster Keaton fotografiert, und die Cover zu Bowies Alben «Station to Station» und «Low». Trotzdem keinerlei Starallüren, sondern pure Liebenswürdigkeit. Zum Abschied drückt er mich an sich und sagt mir nochmal, wie sehr er meinen Style und meine Geschwindigkeit schätzt. Ein schöneres Lob von einem Kollegen habe ich noch nie bekommen. Darüber vergesse ich glatt das ich seine D800 immer noch um den Hals habe, damit sie nicht verloren geht. Eine große Persönlichkeit, und eine wunderbare Begegnung. 

Steve SchapiroFotograf